History: die ersten 20 Jahre!
20 Jahre Renncenter Schieren
… grau wurde blau und schwarz wurde orange …
Hallo und Moin liebe Slotracer, Clubbies, Gelegenheitsfahrer*innen, Gäste, Freunde und Förderer, Ehemalige oder als was ihr euch selbst bezeichnet,
am 01. April 2021 ist Jubiläumstag: Das Renncenter Segeberg-Schieren existiert seit 20 Jahren!
Ein Anlass für Rückblick auf die Anfänge und Entwicklung:
Eine private Clique mietete 2001 einen ehemaligen Hühnerstall, um eine 4-spurige Carrerabahn aufzustellen, sich dort gelegentlich zu treffen und zu klönen. Anfangs gab es nur eine Steckdose, nackten Betonfussboden, Katalytöfen, Aussen-WC im Hof. Die Räume waren anders aufgeteilt.
Wo heute Garderobe mit Tresen und Sitzecke ist, war eine Trennwand zu Lagerräumen, wo heute links vom Eingang Arbeitsplätze sind, war ein Vorraum / Treppenhaus. Keine Raucherecke, wie damals üblich wurde überall gequalmt. Weil man einen Raum, der sich beheizen liess brauchte, wurden Wände für Werkstatt gezogen.
Wärme war kostbar, ungenutzte Bereiche wurden zeitweilig mit Folie abgetrennt: halt vormals Federviehbehausung und nicht bezugsfertige Neubauwohnung.
Wenn Zeit, Lust und Material zusammenpassten, wurden Aussenwände und Decken gedämmt, Fussböden gelegt.
Die ca. 25 Meter lange Carrerabahn aus gesammelten Schienenteilen hatte ihren Platz vor der heutigen Werkstatt. Nach kurzer Nutzung wurde sie verkauft und eine komplett neue 6-spurige Carrerabahn am bekannten Ort errichtet. Der Schwerpunkt war damals klar die soziale Komponente.
Die Idee, ein Renncenter zu betreiben, hätte man Kräuter- und Bierkonsum zugeordnet, Slot- oder Scaleracing kannte man nicht. In geselliger Runde wurde gedartet, Karten gespielt, geklönt, Musik gehört.
Zum Tischkicker kam irgendwann ein cooler Billardtisch dazu, Tresen und Sitzecken wurden errichtet. Selbstgemachte Frikadellen mit Knobi waren der Renner! Es war in Erscheinung und Funktion ein Mix aus Wohnzimmer, Stammkneipe und Freizeitheim mit Bastel- / Werkstattbereich, privat.
Auf der Carreraschiene wurde gefahren, was Spass machte, schön und schnell erschien:
Fly, Ninco, Carrera in 1:32 wurden mit zusätzlichen Magneten und Tuningmotoren für schnelle Zeiten gepimpt. Mit dem 3. Magneten wurden einige Cars unglaublich schnell, aber auch langweilig und es fuhr sich unrealistisch und sah auch so aus. Raketen mit Rädern. Das sich entwickelnde Internet wuchs zur Informationsquelle heran, Magnete flogen raus, Trimmblei kam rein. Man lernte technisch ständig dazu und auch, dass es richtige Renncenter gab!
1:24er wurden aus Bausätzen von Revell, Tamiya verklebt, lackiert, gedecalt und mit Klarlack geschützt. Teils auf selbstkonstruierten Chassis, aber auch auf einfachen Metallfahrwerken von Schöler und Plafit entstanden Rennserien und man beschäftigte sich mit technischen Regelwerken.
Es wurde viel experimentiert, ausprobiert: selbstgebaute Leitkiel- oder Achshalter, Sitze mit echtem(!) Leder bezogen. Ein Bolide ohne Felgeneinsätze? Undenkbar! Ein Truck, ein Formel Wagen und ein Prototyp fuhren gemeinsam auf dem Plasphalt.
Für kurze Zeit lief man mit Helm und Handschuhen ausgerüstet bei Rennstart an seinen Fahrerplatz, die Rennleitung bekam einen Technikleitstand neben dem Tresen mit Mikro, Spannungsdrossel, Blaulichtsteuerung. Um Bahn und Deko möglichst staubfrei zu halten, wurde sie nach Nutzung wieder mit Folie abgedeckt, die wiederverwendbar auf
einer Rollenkonstruktion parkte.
2003 / 2004 startete das Holzbahnprojekt: der Raceway sollte natürlich auch 6 Spuren haben und modular aufgebaut werden. Eine Tischlerei fertigte aus MDF die Rohschienen, in Handarbeit wurde lackiert, Litze geklebt, Sockel gebaut, am Layout und Technik getüftelt und bewährte BEPFE Zeitmessung integriert.
Der Streckenverlauf änderte sich mehrfach über die Jahre, irgendwann musste der Billardtisch weichen. Für den aktuellen Kurs wurde 2008 die Brücke neu angeschafft und der Vorraum vom Treppenhaus in den Rennbereich integriert.
Tischlerlehrling Matthias vom BBZ fertigte vor einigen Jahren ein Schienenteil als Spannungsausgleich für das ‚S‘ vorm Leuchtturm. Es gab über die Jahre viele kleine und große Renovierungen und bauliche Veränderungen:
Sanitärraum, Grundsanierung mit Werkstatt, Vorraum / Raucherecke, neue Arbeitsplätze mit Beleuchtung, Fliesen im Tresenbereich, Vorraum und Treppe mit neuen Fussböden…
Die Carrerabahn meldete sich ab 2014 mit dringendem Renovierungsbedarf: Einspeisungen lieferten Spannung / Strom nach Zufallsprinzip. 2015 wurde die Bahn komplett zerlegt. Mit tiefergelegter, neuer Unterkonstrution, Top-Einspeisungsschienen (Made by Schieren), fachgerechter Verkabelung und Elektronik, farblich gestalteten Fahrerplätzen und vielen Detaillösungen entstand ein Highlight.
Durch den neuen, weiten Radius 4 wurden interessantere Kurven möglich, die Piste 2 Meter länger, bei weniger Geraden. Erfreut so auch die 1:24er Fangemeinde!
Bei der Holzbahn stellte sich irgendwann die Frage: bei welchem Rennen in 2020 / 2021 wird auf Grund defekter Litze eine oder mehrere Spuren aus der Wertung genommen oder das Rennen abgebrochen? Was mit der Idee, defekte Litze im Lockdown zu erneuern im Januar 2021 begann, wechselte schnell den Arbeitstitel zu ‚Sanierung Holzbahn‘. Geblieben ist das Layout aus der Vogelperspektive.
Es gibt nur noch neue Litze mit weniger Stößen / Schwachstellen. In Handarbeit wurden Abschnitte, in denen die Litzenfräsung nicht tief genug war nachgearbeitet. Alle Streckenteile wurden neu ausgerichtet, die Geraden mit fester Unterkonstruktion versehen. Die gesamte Elektrik wurde fachgerecht in Kabelkanälen neu verlegt und durchgängig auf 6mm² angepasst, statt einer Einspeisung gibt es nun 3 Punkte.
Fahrerplätze werden optisch und technisch überarbeitet, diverse Randstreifen fixiert, Fugen bearbeitet, Banden erneuert.
Die Relaisschaltung für Bremsstrom hat nur ihr Gehäuse behalten und eine neue Platine, Anschlüsse bekommen, alle Farbmarkierungen werden erneuert sein. Diesem Highlight fehlt dann nur noch Grip!
Neben den sichtbaren baulichen und Bahnänderungen wandelte sich auch anderes. Die rein ‚private‘ Clique knüpfte Kontakte zu anderen Vereinen, Renncentern. Als Neulinge teils argwöhnisch beobachtet, aber irgendwann für symphatisch befunden, etablierte sich der kleine Dorfclub allmählich im Norden, bereits früh auch mit öffentlicher Webpräsenz.
Die Interessen und Räume veränderten sich vom Wohnzimmer, Klöntreffpunkt mit Kneipencharakter stärker zum Rennbetrieb. Es gab an unterschiedlichen Abenden getrennte Angebote: Rennen oder Darten und Billard.
In diese Zeit fallen auch zwei Tiefpunkte: weder für das Eine (Slotten) noch das Andere (Darten & Billard) genug Interessenten!
Wer soll das Wie finanzieren?
Es fanden sich Lösungen, Glück oder Zufall halfen mit. Slotracing Lübeck (eine IG ohne eigene Bahn) hatte Interesse in Schieren regelmässig Rennserien auszutragen (TouringCarSeries und Sakatsu NASCAR)!
Lothar kam dazu und etablierte Scalextric Nascar und slot.it als Serien auf dem Plasphalt, stellte Kontakt zur Whitepointszene her. Das Renncenter erhielt wieder Perspektive und es kam geballtes Know-How mit Vollblut- und Scaleracern an die Bahnen, Kindergeburtstage wurden fester Bestandteil, das Internat Schloss Rohlstorf schnupperte erst gelegentlich rein, gründete dann eine Slot AG.
Die Besitzverhältnisse wechselten ebenfalls: ich übernahm von den ‚Grundsteinlegern‘ Joe, der mit Kumpel Sven K. die Carrera- bzw. Holzbahn finanziert hatte, das Renncenter und den Vertrag zur Nutzung der Hobbyräume. Seitdem bezeichne ich mich als Mehrheitsaktionär mit (theoretischem) Vetorecht in Bezug auf Bahnen und bauliche Veränderungen. Mehrheitsaktionär, weil im Laufe der Jahre vieles an die IG gespendet wurde: Labornetzteil an der Carrerabahn, die Vitrinentankstelle, als sich die TCS-IG Lübeck auflöste: die HUDY…
Mit technischem Know-How wuchsen auch sportliche Erfolge, sei es bei Rennserien im Nordcup, Meisterschaften in Trier oder Sonderevents. Dabei zeigten die Starter*innen nicht nur, das sie es auch ‚auswärts können‘, sondern sorgten darüberhinaus für einen guten Ruf der Truppe durch sportliches, kollegiales Verhalten.
Wir zeigten uns als gute Gastgeber bei Nordcups und anderen Veranstaltungen. Die Formulierung ‚in gewohnt entspannter Atmosphäre‘ taucht bei einem geschätzten Rennkollegen aus NMS in vielen Rennberichten zu Schieren auf, beim NASCAR 600 in HH bekamen die Jugendlichen verdienten Sonderapplaus.
Kürzlich wurde ich gefragt, was wohl mit dem Renncenter in 10, 15 Jahren ist? Weiss ich nicht.
Vielleicht steht in der Werkstatt ein Billardtisch, der generalüberholte Kicker im Vorraum,
Dartscheiben hängen an der Wand, vielleicht nur noch eine Bahn… Ich weiss es nicht.
Aber ich bin mir sicher, mindestens eine Bahn wird es sein, die Nutzer*innen werden ihre Bedarfe wie in den letzten 20 Jahren anmelden. Wer das gemeinsame Grinsen und Leuchten in den Augen von drei nebeneinanderstehenden Generationen (Geburtstagskind, Papa, Opa) beim Fahren erlebt hat, ist sich sicher, dass sowas auch in der Zukunft funktioniert.
Wenn die Hardware Top ist und die Rahmenbedingungen stimmen. Falls ihr das alles zu schnell ist, macht Oma mit dem 6 jährigen Enkel Streckenposten und ist somit wichtiger Teil des Rennens.
Wenn die (Club-) Rennfahrer sich nicht im Gejammer auf hohem Niveau (weil man es kann und sich im OG befindet), erörtern von Luxusproblemen oder im Wettrüsten verlieren, wird es auch in der Zukunft Rennserien ohne Billardtisch an beiden Bahnen geben.
Die Quintessenz steht als Philosophie auf der Startseite im Web.
Deshalb lehne ich mich entspannt zurück, hebe mein Glas und sage:
- DANKE für tausende geleistete Arbeitsstunden
- DANKE für unzählige Sachspenden
- DANKE für Dein Engagement
- DANKE für treu gezahlte Beiträge, finanz. Unterstützung und Spenden
- DANKE für Deine tolle Idee
- DANKE für ungezählte spannende Rennen
- DANKE für unzählige Rennberichte
- DANKE, dass Du immer gute Laune mitbringst
- DANKE Carina und Kai, dass wir seit 20 Jahren Haus und Dach teilen dürfen, ihr uns auchwieder in dieser Krise unterstützt und DANKE für den allerersten Kindergeburtstag
- DANKE und merci an ALLE für kleine und große Bereicherungen und … Prost!
Molle